Gerne in den Kommentaren erweitern.
Das Wörterbuch der heutigen deutsch-nazistischen Szene, laufend erweitert. Ich habe kaum einen Vollständigkeitsanspruch, die folgenden Begriffe entsprechen eher denen, die mir im nazistischen Vokabular immer wieder auffallen.
Altparteien: Sämtliche Parteien, die den nazistischen Gruppen nicht gefallen. Insbesondere alle größeren liberalen/linken Parteien wie Die Linke, SPD und Bündnis 90/Die Grünen, aber auch FDP und CDU/CSU. Alt ist hier mit überholt bzw. etabliert zu übersetzen, die Parteien sollen durch neue ersetzt werden. Etabliert entwickelte sich in den letzten Jahren ebenfalls zu einem Begriff mit gesonderter Bedeutung in nazistischen Kreisen, wenn er auf die Parteienlandschaft angewendet wird. Altparteien lässt sich in seinem Nazismus steigern, wobei es den Komparativ bildet. Den Positiv bildet Etablierte Parteien (wie der Begriff sowohl in Zeile 448 des AfD-Wahlprogramms 2025, als auch in der allgemeinen Sprache vorkommt), darauf folgt der Komparativ Altparteien (wie er in rechten Kreisen weite Anwendung findet) und im Superlativ steht der Begriff Kartellpartien. Im Superlativ kommt zur populistischen Vereinfachung die explizite Verbindung mit mafiösen Strukturen hinzu, der Begriff wird damit vorwiegend von Rechtsextremen ohne einen Rest demokratischen Gedankenguts verwendet. Irgendwo zwischen Altparteien und Kartellparteien finden die Systemparteien noch ihren Platz, auffällig ist dabei die Verwendung des LTI-Worts “System”. Alle Parteien sind korrupt und gemeinsam unter einer Decke verhandeln sie ihre Interessen, ohne, dass die Bevölkerung davon weiß. Kartelle können nicht ersetzt werden, sie müssen zerschlagen werden und mit ihnen die Demokratie. Alle diese Begriffe haben gemein, dass sie die Parteienlandschaft zu einem einzigen Konstrukt bündeln. Nahezu immer wird der Plural der Wörter verwendet, was dazu beiträgt, die verschiedenen Parteien in einem Feindbild zu vereinen.
Remigration: Ein besonders dreckiger Kampfbegriff der nazistischen Gruppierungen. Er kursierte schon Jahre vor 2024 (siehe AfD-Europawahlprogramm 2019, Seite 40), doch der endgültige Durchbruch gelang ihm im Januar 2024. Er wurde im November 2023 bei dem Geheimtreffen einiger Akteure der deutschsprachigen, rechtsextremen Szene von Gernot Mörig und Martin Sellner geprägt, die unter ihm die massenhafte Abschiebung von Asylbewerber*innen, Ausländer*innen mit Bleiberecht und missliebigen Staatsbürger*innen verstehen. Das alles ohne jegliche rechtliche und damit demokratische Bindungen, die zumindest bei nicht gewollten Staatsbürger*innen im Weg stehen würden, auch wenn es nur um Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft gehen sollte. Nach Bekanntwerden des Geheimtreffens dank Correctiv mithilfe von Greenpeace, wurden sämtliche Inhalte des Treffens vorerst von offizieller Seite wie der AfD und weiteren rechtsextremen Beteiligten abgestritten, die AfD verlor viele Prozente in den Umfragen, trotzdem war der Begriff freigesetzt. Er fand in nazistischen Kreisen Verwendung, wurde von der AfD auf Wahlplakaten zur EU-Wahl und schließlich als Forderung für die Bundestagswahl 2025 übernommen und hat als Kampfbegriff Einzug in die Sprache der Rechtsextremisten innerhalb und außerhalb des Parlaments gehalten. Auch Weidel verwendete ihn in ihrer Rede auf dem AfD-Parteitag in Riesa 2025, Zitat: Rückführung im großen Stil durchführen und ich muss ihnen ganz ehrlich sagen, wenn es dann Remigration heißen sollte, dann heißt es eben Re-migra-tion! Offiziell soll unter ihm nun die Abschiebung illegaler Migranten verstanden werden, die ursprüngliche Bedeutung und Vergangenheit des Begriffes wird dabei öffentlich abgestritten, allerdings inoffiziell beibehalten. Dadurch können die wehrlosesten Menschen der deutschen Gesellschaft ohne rechtliche Konsequenzen bedroht werden.
Anglizismen Die nazistische Sprache entwickelt manchmal seltsame Auswüchse. Konkret meine ich den Hang dazu, existierende, deutsche Wörter mit vorwiegend englischen zu ersetzen. Das allein wäre nicht seltsam, doch gleichzeitig lehnt das rechte Spektrum die Verunreinigung der deutschen Sprache ab, obwohl ein ständiger Wandel Teil jeder Sprache ist. Jeder neue Anglizismus wird als Feind gesehen, der –vielleicht auch im Rahmen der Vernichtung alles Deutschen– dazu dienen soll, weiter von den guten Wurzeln der alten Sprache wegzukommen. Das Neue misstrauisch zu beobachten, liegt in der Natur der konserativen und reaktionären Weltsicht, tatsächlich gab es schon Anfang des 19. Jahrhunderts und davor Versuche, die deutsche Sprache rein zu halten. Ein Beispiel dafür ist das Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Zu dieser Zeit wurde die französische Sprache als stärkste Verunreinigerin des Deutschen gesehen und vermeintlich deutsche Begriffe, die den heutigen Rechten wichtig sind, wurden als fremd abgelehnt. Darunter auch Migration: “Auswanderung”. Um so mehr überrascht es auf den ersten Blick, wenn von rechten Menschen Begriffe aus anderen Sprachen genutzt werden, auch wenn sehr gute deutsche Äquivalente bereit ständen. Das Establishment, der Mainstream (auch Mainstreaming, sogar mit dem klar englischen Suffix “ing”), der Great-Reset. Es sei hier kurz angemerkt, dass der letzte Begriff auch ohne Ablehnung von Anglizismen und bei gleichzeitig verschwörungserzählerischen Weltbild rein grammatikalisch falsch ist, weil er ein Adjektiv per Bindestrich mit einem Nomen verbindet, aber nun gut. Establishment bleibt bewusst nicht genau definiert, es handelt sich wieder einmal um die bösen Mächtigen, die alle unter einer Decke stecken. Mit dem Establishment versuchte das rechte Spektrum wohl, sich (nach außen hin) von dem Begriff der “Eliten” abzugrenzen, der von vielen Verschwörungserzähler*innen genutzt wird, um ihre Erzählungen zu verbreiten. “Die Eliten” waren den damaligen Rechten, zumindest den parlamentarischen und zumindest nach außen hin, zu radikal und sie suchten sich einen anderen Begriff. Heute sähe das wohl anderes aus, der Great-Reset wurde stillschweigend übernommen. Das erklärt trotzdem nicht, warum sie das englische Establishment als Ersatz für die deutschen “Eliten” gewählt haben. Hier spielt meiner Beobachtung nach die internationale Verbreitung der faktenlosen Politik eine Rolle. Establishment, Mainstream und Great-Reset wurden alle drei mehr oder weniger direkt aus der englischen Sprache übernommen, weil sie in der Sprache der US-amerikanischen Populisten längst etabliert waren. Zwar finden sich auch deutsche Übersetzungen, statt Establishment eben “Elite(n)” oder wahlweise eine der dutzenden anderen Bezeichnungen für die politische Verschwörung, statt Mainstream Gleichschaltung, Massenideologie, Einheitsbrei oder auch nur Mehrheitsmeinung, statt Great-Reset Der große Neuanfang, Die neue Weltordnung oder Der große Neustart. Zuletzt gibt es auch für den Deep State deutsche Übersetzungen, Jürgen Elsässer versucht es mit der grauenhaften Übersetzung “Tiefer Staat”. Es lassen sich immer Übersetzungen finden, egal, wie weit sie den Originalbegriff verfehlen. Wären die Rechten wirklich darauf aus, die vermeintliche Reinheit der deutschen Sprache zu bewahren, hätten sie reichlich Möglichkeiten dafür. Sie geben nach außen hin vor, die deutsche Sprache schützen zu wollen und brechen –wie so oft– ihre eigenen Ideale, wo sie ihnen im Weg stehen. Ich halte es für zu einfach, die kollektiven Rechten als “dumm” zu bezeichnen, wenn sie ihre Regeln brechen oder rechte Politik betreiben. Wer Gruppen mit der einer Eigenschaft (rechts) eine gänzlich andere (dumm) zuschreibt, bedient sich populistischen Mitteln und macht es sich damit zu einfach. Die Frage ist zwar nicht: Cui bono, wem nützt es, denn die Rechten schaden sich selten selbst, aber dafür: Wie nützt es? Dass der Übersetzungsaufwand ausbleibt, ist nicht genug. Abgesehen von dem allgemein sehr starken Einfluss der US-Politik auf alles, hilft die Bindung an die US-amerikanische Rechte den deutschen Rechten zusätzlich, die Menschen werden im Vorhinein schon an die Begriffe gewöhnt und die deutsche und US-amerikanische Rechte rückt zusammen. Nicht zuletzt imponieren Begriffe, wenn sie nicht der deutschen Sprache entspringen und somit für den ein oder anderen Menschen erst unverständlich erscheinen. Dabei imponiert der Begriff um so mehr, desto fremder er den Menschen erscheint. Es spielt keine Rolle, wie inflationär und wie roh der Begriff in seiner Ursprungssprache genutzt wird, solange er nicht verstanden werden kann. Wenn die Worte ihren Weg ins Deutsche gefunden haben und sich auch halten können, ereilt sie oft das Schicksal, von den entsprechenden Kreisen wiederum so inflationär genutzt zu werden, dass die imponierende Wirkung erstickt wird und die Worte (wie alle hier gelisteten) nur noch als Erkennungsmerkmal unter Rechten dienen können. Manchmal schaffen sie ihren Weg sogar noch tiefer in die deutsche Sprache, bis in die Allgemeinsprache, hinein und können dort ihr giftige Wirkung abseits rechter Kreise entfalten, wie es der Mainstream geschafft hat.
- Framing
- woke
—Sammlung aus dem Wahlprogramm 2025:—
Zu beobachten:
- Grundfunk,
- Mehltau (347),
- zentralistisch im EU Kontext, -istisch zur Ablehnung,
- kurzlebige zusammengesetzte/Bindestrich-Wortneuschöpfungen (Trans-Gender-Hype, Migrationswahnsinn und öko-sozalistisch)
- Turbo-Einbürgerung
Berufen auf alte Sprache
- Volk statt Bevölkerung,
Islamisierung,
Ökosozialistisch (Z. 453 im Programm 2025). Wieder eine indirekte Steigerung von bereits länger eingeführten Begriffen. Linksgrün erfährt seine Steigerung in dem Wort Ökosozialistisch. Dabei werden die gebrandmarkten Menschen auch noch mit der autoritären DDR assoziiert.
(Technologieoffenheit)
(Ideologie, auch nicht-nazistischer Begriff) Ideologie/ideologisch (932), linksgrünen Ideologen (1549) eigentlich ist demagogisch oder populistisch gemeint, Politik ohne Fakten und Realitätsbezug. Aber das wird ihnen zu Recht selbst vorgeworfen, also brauchen sie einen eigenen Begriff. Vielfalt an Ideologien ist essenziell für eine Demokratie, solange sie faktebasiert sind.
links = Kommunisten
die Antifa (auch allgemein verwendet)
Klima-Hysterie (552)
**Masseneinwanderung (771) Asyl-/Migrationsflut, Asyl-/Migrationskrise, Asyl-/Migrationswelle, Migrationsstrom, Massenzuwanderung, Zuwanderung/Zuwanderer (natürlich kein Gendern), Massenmigration, Flüchtlingskrise war der Anfang, Asylinvasion (compact), Asyl-Flut. Dagegen eine Rückführungsoffensive. Andere Begriffe für ein und dasselbe logisch, da der Begriff für sie wichtig ist und man Nuancen schaffen will. Asylparadies, Migranten = illegale Migranten, Zustrombegrenzungsgesetz
—Ende Wahlprogramm—
Krise
christlich-abendländische Kultur in Deutschland
Der Märchenwald der Gebrüder Grimm wird für Windräder abgeholzt (Alice Weidel in der Rede auf dem AfD-Parteitag) völkisch und gegen den Ökosozialismus der Klimahysterie in einem
System
Zensur Systempresse, Lügenpresse, Framing (s.o.), Mainstream (s.o.), Staatsfunk, Staatsfernsehen
Klimakleber
Ethnopluralismus als intellektueller Begriff für Rassismus
Frühsexualisierung
Chronik
19.1.2025 Ich warte auf die großflächige Verwendung des stigmatisierenden Singulars, wo eigentlich viele Menschen gemeint sind. Z.B. der Migrant statt die Migranten. Ein Brandenburger hat heute im Dialog ganz beiläufig gesagt, dass man kaputte Kleidung zum Fidschi bringen könnte, der es wieder repariert. War das Vokabular der Baseballschlägerjahre je fort, in Brandenburg?
23.1.2025 Eine Überschrift von Compact erinnert mich zusätzlich noch an die häufige Verwendung von Begriffen wie Messer, Terror und illegal im Kontext Migration, die Angst wird geschürt. “Aschaffenburg: Polit-Verbrecher messern mit” Der Messer-Terror von NIUS verbindet gleich zwei der vielen Angstwörter und das wieder in der Form der Bindestrichwörter, die im neuen alten Nazismus nicht nur zum visuellen Abtrennen einzelner Wörter in einem zusammengesetzten Wort dienen, sondern oft auch dazu, die Wirkung eines negativ behafteten Wortes noch zu verstärken. Im Kontext Aschaffenburg: Messer-Mord, Bluttat, Messer-Terror. Auch das LTI-nazistisch vorbelastete Wort der Wende wird von Compact und Co. noch häufiger verwendet, als in der Allgemeinsprache üblich. Merz verspricht eine “Migrationswende”, titelt NIUS, die AfD wollte schon in der Vergangenheit auf ihren Wahlplakaten die “Wende vollenden” und Compact schreibt immer wieder von einer Wende. “Die ganz große Wende”, die da oben fürchten die Wende, “Asyl: Die Wende muss her”. Dabei erinnert der Begriff zunehmends an den Tag X, an eine rechte Revolution. Compact erweist sich als eine Fundgrube, allein in einem Artikel mit nur 300 Wörtern eine Fülle an nazistischer Konstrukte und Wörter. Nichts anderes erwartet, bei Jürgen Elsässer. Direkt im Titel finden wir die “Altparteien” und es geht munter weiter. Verrat am Wähler, immerhin nicht an den Wählerinnen und Wähler*innen. “Sie” lügen “uns wieder die Hucke voll”, die da oben. Die “Scheinasylanten” aus den Baseballschlägerjahren sind zurück. Und der Begriff der Altparteien wird in seiner Wirkung noch einmal unterstrichen: “Wer Habeck wählt, wählt Krieg. Wer Merz wählt, wählt Habeck. Und wer Scholz wählt, wählt Merz. Alles die gleiche Bande!” Siehe Eintrag zu den Altparteien. Die Altparteien müssen mal wieder gejagt werden, hatten wir das nicht schon? Ach nee, da hieß es ja “Wir werden sie jagen”. Eine “Aufholjagd” wird von einem “Sieg” beendet werden, die Sport- und Militärsprache ist auch wieder mit dabei. Nur wirkt “Jetzt alles auf Sieg” relativ sinnentleert, worauf soll ich den sonst setzen? Weiter bei Compact werden Menschen als “importierter Terrorist” zu Objekten, die gekauft und importiert werden können.
24.1.2025 Satz des Tages von Scholz oder Faeser: “Als eines der wenigen Länder in der ganzen Welt geschafft, Rückführungen nach Afghanistan zu organisieren.”
30.1.2025 Mit dem Zustrombegrenzungsgesetz ist die Naturgewalt Migration, gegen die sich gewehrt werden muss, jetzt auch in der Gesetzessprache angekommen.
1.2.2025 Am 23.1. schrieb ich, dass die rechten Medien häufig das LTI-Wort “Wende” nutzen und unter anderem von Merz eine “Migrationswende” zuschreiben (NIUS). Heute seh ich das gestrige Interview mit Merz, in dem er selbst von einer “Wende” und “Asylwende” redet. Gleichzeitig Weidel im Interview: “Migrationswende”. (5.2.:) Gleichzeitg existieren auch Begriffe wie Energiewende oder Scholz’ Zeitenwende.